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Deutsche Geschichte bis zur Gründung de» nationalen Staat- 919.
wesentliche Ursache der Völkerwanderung. Dazu kam, daß die höhere Kultur und die vielfachen Genüsse des römischen Lebens etwas Verlockendes für viele von ihnen haben mußten. So traten denn zahlreiche Germanen in das römische Heer ein, das schließlich fast ganz aus Barbaren bestand; oder sie ließen sich als zinspflichtige Leute auf den Grundstücken römischer Gutsherren ansiedeln. Ganze Stämme wanderten mit Zustimmung der Behörden ein, ließen sich Land verleihen und übernahmen die Pflicht, das Reich gegen ihre eigenen Landsleute zu verteidigen.
Seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. wurden aber auch die kriegerischen Angriffe immer heftiger. Zu den Zeiten des Kaisers Mark Aurel (um 170) griffen die Markomannen Jahr für Jahr die Grenze an. Kurze Zeit später traten die Namen neuer Völker auf, die durch Better ^en Zusammenschluß kleinerer Völkerschaften entstanden waren. Die Franken saßen am Niederrhein und suchten von dort nach Gallien einzudringen; die Alamannen (auch Sweben, Schwaben genannt) überschritten den römischen Grenzwall und eroberten das dahinter liegende „Zehntland"; die Sachsen, welche im heutigen Hannover, Oldenburg und Westfalen wohnten, machten mit ihren Schiffen die Meere unsicher und brandschatzten die Küsten. Die Goten endlich verließen ihre Sitze an der unteren Weichsel, wanderten nach den Küsten des schwarzen Meeres, und die Römer mußten ihnen die Lande an der unteren Donau überlassen.
Die Goten sind das erste germanische Volk, unter dem das Christentum Eingang fand, und zwar in der Form, wie es der Kirchenlehrer Arius Wulsila. gelehrt hatte. Wulfila, der Sohn römischer Kriegsgefangenen, verbreitete es bei einem Teile der Goten, deren Bischof er wurde. Er hat auch die Bibel in das Gotische übersetzt, und diese Bibelübersetzung ist das früheste Denkmal der deutschen Sprache.
Der Einbruch der Hunnen und die Gründung germanischer Ttaatcn auf dem Boden des weströmischen Reichs.
§ 9. Hunnen und Goten. Schon mehrere Jahrhunderte dauerte der Ansturm der Germanen auf das römische Reich, als ein Ereignis eintrat, das in seinen Folgen zu einer Überflutung des weströmischen Reiches durch Me germanische Scharen führte. Im Jahre 375 brachen die Hunnen, ein mongolisches Reitervolk von häßlichem Aussehen und rohen Sitten, das aus dem mittleren Asien stammte, keinen Ackerbau trieb, sondern sich von Viehzucht ernährte und nomadisch von Ort zu Ort wanderte, über die Wolga in Europa ein. Sie trafen in Südrußland zuerst auf die Ostgoten, deren König, der mehr als hundertjährige Ermanarich, sich den Tod gab, und unter-
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dessen Hauptstadt Tolosa, das heutige Toulouse, wurde; es erstreckte sich auch über große Teile Spaniens und wurde allmählich bis zur Südspitze dieser Halbinsel ausgedehnt. Er war der erste germanische Staat, der auf römischem Boden entstand.
Indessen waren auch andere germanische Völker in das römische Reich eingedrungen. Stilicho hatte, um nur Italien zu retten, die Legionen von der Rheingrenze heranziehen müssen. Darauf hatten zuerst die wilden Scharen der Wandalen, die früher in Schlesien saßen, und andere Stämme den Strom überschritten, sich plündernd über Gallien ergossen und sich sodann nach Spanien gewandt. Von hier gingen die Wandalen unter ihrem ebenso grausamen und gewalttätigen wie kühnen und tatkräftigen König Der Staat Geiserich (Genf er ich) nach dem reichen Afrika hinüber, das einst das Ziel Lien0tu des Alarich gewesen war. Sie eroberten Stadt auf Stadt und gründeten ein lfrtfn Reich, dessen Königssitz das altberühmte Karthago würde. Nunmehr würden die Wanbalen, die früher nie das Meer befahren hatten, zu einem Volke kühner Seefahrer und Seeräuber. Mit der Flotte, welche Geiserich schuf, beherrschte er Mb das ganze Mittelmeer, fing die Handelsschiffe ab und verheerte die Küsten. Im Jahre 455 landeten die Wandalen sogar bei Ostia, nahmen Rom, plünderten es vierzehn Tage lang und schleppten eine Menge Gold und Silber, kostbare Statuen und Gesäße nach Karthago. Die Bauwerke Roms aber haben sie nicht zerstört, wie man ihnen wohl nachgesagt hat: diese sind zum größten Teil später von den Römern selbst in Ruinen verwandelt worden, zumal von dem römischen Adel, der aus den Steinen des Kolosseums und anderer Gebäude sich seine Burgen erbaute.
Franken. Den Wandalen folgend, waren die Franken und Alamannen, mannen die bisher am rechten Rheinufer gesessen hatten, Über den Strom gegangen; gunben'in sie kamen nicht als verheerende Eroberer, sondern als eine bäuerliche Be-@anlen" völkerung, welche die mit dem Schwert gewonnenen Fluren unter sich verteilte, Dörfer anlegte und den Acker bebaute. Die Franken nahmen Belgien und das Moselland ein, die Alamannen das Elsaß. Zwischen ihnen siedelten sich am Rhein die Burgundeu an, die früher im östlichen Deutschland gehaust hatten, und deren Hauptstadt Worms wurde.
Die Angel- So waren dem weströmischen Reiche Spanien, Nordafrika und große Britannien. Stücke Galliens verloren gegangen. Jetzt büßte es auch Britannien ein. Auch dort waren die römischen Legionen abberufen worden, und die Bevölkerung war schutzlos den Einfällen der Bewohner der schottischen Hochlande preisgegeben. In dieser Not rief man germanische Scharen, Angeln und Sachsen, die nach der Überlieserung von den Häuptlingen Hengist und
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Deutsche Geschichte dir zur Gründung des nationalen Staats 919.
dessen Hauptstadt Tolosa, das heutige Toulouse, wurde; es erstreckte sich auch über große Teile Spaniens und wurde allmählich bis zur Südspitze dieser Halbinsel ausgedehnt. Er war der erste germanische Staat, der auf römischem Boden entstand.
Indessen waren auch andere germanische Völker in das römische Reich eingedrungen. Stilicho hatte, um nur Italien zu retten, die Legionen von der Rheingrenze heranziehen muffen. Daraus hatten zuerst die wilden Scharen der Wandalen, die früher in Schlesien saßen, und andere Stämme den Strom überschritten, sich plündernd über Gallien ergossen und sich sodann nach Spanien gewandt. Von hier gingen die Wandalen unter ihrem ebenso grausamen und gewalttätigen wie kühnen und tatkräftigen König de”Wan^Geiserich (Genserich) nach dem reichen Aftika hinüber, das einst das Ziel Afrika" Alarich gewesen war. Sie eroberten Stadt ans Stadt und gründeten ein Reich, dessen Königssitz das altberühmte Karthago wurde. Nunmehr wurden die Wandalen, die früh er nie das Meer befahren hatten, zu einem Volke kühner Seefahrer und Seeräuber. Mit der Flotte, welche Geiserich schuf, beherrschte er bald das ganze Mittelmeer, fing die Handelsschiffe ab und verheerte die Küsten. Im Jahre 455 landeten die Wandalen sogar bei Ostia, nahmen Rom, plünderten es vierzehn Tage lang und schleppten eine Menge Gold und Silber, kostbare Statuen und Gefäße nach Karthago. Die Bauwerke Roms aber haben sie nicht zerstört, wie man ihnen wohl nachgesagt hat: diese sind zum größten Teil später von den Römern selbst in Ruinen verwandelt worden, zumal von dem ^römischen Adel, der aus den Steinen des Kolosseums und anderer Gebäude sich seine Burgen erbaute.
\u?n' Den Wandalen folgend, waren die Franken und Alamannen, unönsut= bisher am rechten Rheinufer gesessen hatten, über den Strom gegangen; e®a£n.n f*e kamen nicht als verheerende Eroberer, sondern als eine bäuerliche Bevölkerung, welche die mit dem Schwert gewonnenen Fluren unter sich verteilte, Dörfer anlegte und den Acker bebaute. Die Franken nahmen Belgien und das Mofehand ein, die Alamannen den Elsaß. Zwischen ihnen fiedelten sich am Rhein die Burgunden an, die früher im östlichen Deutschland gehaust hatten und deren Hauptstadt Worms wurde.
®ac&fen6tn So waren dem weströmischen Reiche Spanien, Nordafrika und große Britannien.stücke Galliens verloren gegangen. Jetzt büßte es auch Britannien ein. Auch dort waren die römischen Legionen abberufen worden, und die Bevölkerung war schutzlos den Einfällen der Bewohner der schottischen Hochlande preisgegeben. In dieser Not rief man germanische Scharen, Angeln und Sachsen, die nach der Überlieferung von den Häuptlingen Hengist und
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und auf den Catalannischen Feldern bei Troyes maßen sie (451) in einer weltberühmten Schlacht ihre Kräfte. Vom Morgen bis zum Abend wurde mit blinder Wut gekämpft, Theodorich, der tapfere Westgotenkönig, fiel, aber fein Sohn Torismnnd übernahm die Führung des Heeres. Als die Sonne sank, zog sich der Hunnenkönig in feine Wagenburg zurück. Das furchtbare Ringen war unentschieden geblieben, Attila hatte nicht gesiegt. Auch ant folgenden Tage wagte er nicht, den Kampf zu erneuern. Aetius sah sich in einer sonderbaren Lage. Den Erfolg des Schlachttages hatte er vorzüglich den tapferen Westgoten zu danken, und diese fürchtete er am meisten. Kam es noch einmal zu einem Zusammenstoß mit den Hunnen, trugen die Westgoten wieder den Preis davon, so betrachteten sie ohne Zweifel ganz Gallien als ihre Beute. Lieber wollte er Attila ruhig abziehen lassen, als selbst von den Germanen aus dem Lande gedrängt werden. Er überredete deshalb Thorismund, nach Toulouse zu eilen und sich vor allem die Nachfolge in feinem Reiche zu sichern. Die Westgoten verließen das Heer. Bald darauf brach auch Attila auf und schlug die Richtung nach Osten ein. Aetius hinderte ihn nicht, den Rhein zu überschreiten, vielleicht fürchtete er, der gereizte und zu verzweifelter Notwehr getriebene Feind könnte ihm gefährlicher werden, als der abziehende. Es läßt sich denken, daß Attila den Mißerfolg feines Unternehmens nicht so leicht verschmerzte. Im folgenden Jahre erschien er plötzlich, ans den Alpen hervorbrechend, in Italien. Die Stadt Aquileja ant Adriatischen Meere war zuerst feinem Angriffe ausgesetzt. Nach dreimonatlicher, schwerer Belagertutg eroberte er es und übergab es feinen Scharen, die mit hunnischer Lust raubten, brannten und mordeten. Die Einwohner, welche sich durch die Flucht retten konnten, bargen sich in den Strandfümpfen, Lagunen, und legten den Grund zu Venedig.
Von Aqnileja ans durchzog Attila die Po ebene, alles, was ihm widerstand, niederwerfend. Viele Städte wurden zerstört, die größeren, wie Pavia und Mailand, kauften sich mit großen Summen los. Blut und Asche, Jammer und Verwüstung bezeichneten den Weg des schrecklichen Hunnenkönigs. „Wohin mein Pferd den Huf fetzt," sagte er selbst, „da wächst kein Gras mehr". Schon lenkte er seinen Marsch auf Rom zu, nur mit Mühe vermochte ihn Aetius auszuhalten, während Valentinian mit ihm unterhandelte. Das Beste aber soll der römische Bifchof, Leo der Große, gethan haben. Seiner Beredsamkeit, sagt man, ist es gelungen, den wilden Eroberer von der heiligen Stadt zu entfernen. Vielleicht hat er ihn an Alarichs Schicksal erinnert, der bald nach der Einnahme Roms starb. Mit dem Golde beladen, das
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Mit Beute beladen brach er dann nach Süditalien auf, um von dort nach Sizilien und Afrika überzusetzen. Da ereilte ihn der Tod in der Blüte seiner Jahre. Die Goten begruben ihren König in großartiger Weise. Sie leiteten einen Fluß (Busento) ab, mauerten in dem trockenen Bett ein Grab aus und senkten den toten König mit der Rüstung auf seinem Streitrosse hinab. Dann bedeckten sie das Grab mit Erde und leiteten den Fluß wieder darüber, damit niemand erfahre, wo der große Alarich liege, und niemand seine Ruhestätte störe. Der neue König führte darauf das Volk durch Italien zurück nach Frankreich und gründete dort ein großes Westgotenreich. Dieses breitete sich bald auch über Spanien aus und hat noch drei Jahrhunderte bestanden, bis es von den aus Afrika stammenden Mauren zerstört wurde (711).
2. Geiserich. Gleich den Westgoten brachen andere deutsche Völker in das römische Reich ein; denn die Römer waren nicht mehr imstande, ihre weitausgedehnten Grenzen zu beschützen. Außer Frankreich und Spanien gingen ihnen bald noch andere Provinzen verloren. Nicht einmal das Meer hemmte das Vordringen deutscher Völkerstämme. Nordafrika, das Land, wo einst Karthago als mächtige Handelstadt geblüht hatte, wurde die Beute der Vandalen, eines Volkes, das seine Sitze in Deutschland einst zwischen Weichsel und Oder gehabt hatte. Von ihrem Könige Geiserich geführt, eroberten sich die Vandalen ein Reich in Afrika (429). Wie vor 600 Jahren von Rom aus Zerstörung und Untergang über Karthago gekommen war, so unternahm jetzt der Vandalenheld von Afrika aus einen Kriegszug nach Italien. Alle Kostbarkeiten, die seit der Verheerung durch Alarich noch in Rom vorhanden waren, Bildsäulen und sonstige Kunstschätze in Tempeln und Palästen, wurden zu Schiffe gebracht und fortgeschleppt. Tausende der angesehensten Römer gerieten in Gefangenschaft und Sklaverei. Etwa hundert Jahre hat die Herrschaft der Vandalen in Afrika gedauert. Ihr Reich wurde durch den oströmischen Kaiser Justinian zerstört (534). — Auch die Nordsee hielt die Deutschen nicht von Wanderzügen ab. So fuhren die Angeln und Sachsen (449) nach Britannien und eroberten das Land, das nach ihnen Angel land oder England genannt wurde.
6. Attila, der Hunnenkönig.
1. Der Hunnen schrecken. Furchtbarer als alle Verwüstung, welche die Züge deutscher Völker anrichteten, war die Not und Zerstörung, die von den Hunnen ausging. Nicht allein dem römischen
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Extrahierte Personennamen: Geiserich Attila
Extrahierte Ortsnamen: Sizilien Afrika Italien Frankreich Afrika Frankreich Spanien Nordafrika Karthago Deutschland Afrika Rom Karthago Afrika Italien Rom Afrika Sachsen Britannien England
Ii
Aus der rmischen Sage.
1.
Italien und seine Bewohner.
Viele Tausende suchen alljhrlich das sonnige Italien auf, das Das Festland. Land der Goldorangen und des feurigen Weines, das Land, der dem sich ein heitrer Himmel wlbt und dessen Ksten das blaue Mittel-lndische Meer besplt.
Doch nicht die hehre Schnheit der Natur allein lockt die Menschen dahin: da erzählen auch verfallne Tempel, hochragende Sulen und herrliche Bildwerke von lngst entschwundener Zeit.
Dort wohnten schon im grauen Altertume viele Vlkerschaften. Die grasrecchen Abhnge des Apennin, der die langgestreckte Halbinsel durch-streicht, boten treffliche Weidepltze, die ausgedehnten Wlder auf dem Gebirge das wichtige Holz. Die Ebenen, durch welche die Flsse Arno und Tiber zum Meere eilen, spendeten reichlich Feldfrchte, und das gesegnete Tiefland von Campnien glich einem Garten Gottes, wenn auch der nahe Besllv mit Lavastrmen und Aschenregen drohte. Zahl-reiche Buchten an der Westkste lockten die Bewohner hinaus aufs Meer zu Schiffahrt und Fischfang.
Dicht dabei bot die fruchtbare Insel Sictlien mit dem Vulkan Die Insel tna Getreide in verschwenderischer Flle.
Die groe Potiefebene und die Sdabhnge der Alpen wurden in alter Zeit noch nicht zu Italien gezhlt.
Unter den Vlkerschaften der Halbinsel stiegen die Rmer zu Die Rmer, hchster Macht empor. Sage und Geschichte wissen Bedeutendes von ihnen zu berichten.
Sie waren Heiden. Ihre Götter hatten viel hnliches mit den Gottheiten der Griechen: dem Zeus entsprach Jppiter, der Hera Juno usw. (Seite 8).
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76 Ludwig das Kind 899—911.
auf ihren leichten Schiffen, den schwarzen Meeresrossen, an die westlichen Küsten und drangen auf den schiffbaren Flüssen grausam mordend, verheerend und plündernd tief in die Binnenländer ein, wo sie manche blühende Stadt zerstörten (Hamburg, Köln, Bonn, Trier). Ludwig der Deutsche widerstand ihnen noäf mit Uhiicf, so daß sie es vorzogen, ihre Raubzüge mehr gegen Frankreich zu richten, 'i Später (891) wurden die Normannen von König Arnulph, einem tapferen Kriegsmanne, an der Dyle bei Löwen so gewaltig aufs Haupt geschlagen, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr in Deutschland versuchten. Arnnlph besiegte auch den mährischen Fürsten Zwentibold, der sich ein mächtiges Reich vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen gegründet hatte. Tie Mähren wurden mit Hilfe der Ungarn so geschwächt, daß ihr Reich bald ganz zerfiel; aber dadurch wurden die Ungarn die schlimmen Nachbarn von Deutschland.
Die Ungarn oder Magyaren, ein den Hunnen ähnliches wildes Reiter- und Nomadenvolk, hatten, aus Asien kommend, in der weiten Ebene zwischen der Donau und den Karpathen, den alten Sitzen der Hunnen und der Avaren, sich niedergelassen und machten von da ihre verheerenden Raubzüge nach Deutschland, nach Frankreich und Oberitalien, eilte Plage und ein Schreck für ganz Mittel-v europa. Deutschland wurde häufig von ihnen heimgesucht, Jfseit Arnnlphs Sohn, ein sechsjähriges Kind, zum Throne gelangt war (899). Sie waren ein furchtbares Kriegervolk, dem selten ein Gegner standhielt. Wenn sie auf ihren schnellen Rossen ins Land einfielen, dann flüchtete alles vor Schreck hinter die Mauern und Wälle der Burgen oder in das Dickicht der Wälder. Glücklich, wer nur das nackte Leben rettete. Blutdürstig und schonungslos, gefürchtet und verabscheut von dem deutschen Volke, mordeten sie fanatisch den schwachen Greis und das zarte Kind; wie Vieh koppelten sie die gefangenen Frauen und Mädchen zusammen und schleppten sie unter Mißhandlungen mit sich fort. Stellte ein Heer sich ihnen zum Kampfe,
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bonn Trier Frankreich Deutschland Ungarn Deutschland Asien Donau Deutschland Frankreich Oberitalien europa Deutschland
6 Völkerwanderung: Hunnen 375.
f 'l/Vj b^r Goten. Franken und Alemannen stoßen mit immer ^^größerer Energie gegen die römischen Grenzen, sie dringen >' in einzelnen Scharen über den Rhein und durchziehen plündernd das gallische Land sogar bis zu den Pyrenäen. Die Sachsen machen kühne Raubzüge zur See nach den Küsten von Gallien und Britannien. Die Goten erobern das römische Dacien und machen nicht bloß über die Donau, sondern auch vom schwarzen Meere ans zur See verheerende Einfülle in die östlichen Länder des römischen Reichs. Nach der Mitte des 4. Jahrhunderts endlich, als die große Völkerwanderung begann, fluteten unaufhörlich die deutschen Völker überall über ihre Grenzen und zertrümmerten wenigstens im westlichen Europa die römische Weltherrschaft, um den Grund zu neuen Reichen und zu einem neuen Zeitalter zu legen.
Erster Zeitraum.
Von der Völkerwanderung bis zum Ende der Karolinger in Deutschland.
375—911 tt. Chr.
I. Die Uörkerwandevnrrg.
375—568 n. Chr.
1. Die Hunnen. Die Westgoten unter Alarich. / ^
Im I. 375 erschien an der östlichen Grenze Europas nördlich vom kaspischen See ein umherschweifendes Volk, die Hunnen, aus dem innern Hochasien durch Ereignisse, die uns unbekannt sind, vertrieben, und gab den Anstoß zu einer allgemeinen Bewegung der Völker Europas, v^.' Aus der Beschreibung ihres Körperbaues und ihrer Lebensweise erkennt man, daß sie der mongolischen Menschenrasse angehörtet!. Sie werden als ein Volk geschildert von fürchterlicher Wildheit und Häßlichkeit. Sie hatten ge-
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4. Attila und die Hunnen. 135
und der verbündeten oder unterworfenen Ostgothen, Gepiden, Hernler, Rugier, Alamannen, Franken, Burgunder und Hermunduren den Feind. Hier wurde die Riesenschlacht geschlagen, in der die Völker von der Wolga bis zum atlantischen Meere wider einander stritten, wo entschieden wurde, ob Europa eine Stätte christlicher Bildung oder ein Weideplatz mongolischer Horden sein sollte. Nachdem auf beiden Seiten die Führer dnrch kräftige Anreden ihre Streiter ermnthigt, gab Attila das Zeichen zum Angriff. Schnell durchbrachen die Hunnen das feindliche Mitteltreffen, wo die Alanen standen, und warfen sich nun auf die Westgothen. Theoderich empfing durch einen Wurfspieß die Todeswunde, und schon wankten die Reihen der Seinen, da eilte des Gefallenen tapferer Sohn Torismund herbei, stellte schnell die Ordnung wieder her und trieb die Feinde zurück. Bei anbrechender Nacht zog sich Attila hinter seine Wagenburg zurück, das Schlachtfeld den Gegnern überlastend. Doch auch die Sieger waren geschwächt und standen deshalb von einem Sturme auf das feindliche Lager ab. Die Westgothen bestatteten ihren gefallenen Heldenkönig, den sie aus Haufen von Leichen hatten hervorziehen müssen, unter heißen Thränen und stolzen Siegesliederu. Dann kehrten sie unter Torismund, den sie auf dem Schlachtfeloe auf den Schild erhoben, in die Heimath zurück. Bald darauf trat auch Attila seinen Rückzug nach Pannonien an.
Noch war indeß die Kraft des Hunnenkönigs kaum geschwächt. Schon im nächsten Frühjahre brach er verheerend in Norditalien ein. Das volkreiche und blühende Aqnileja wurde erstürmt, und die unglücklichen Einwohner, so viel ihrer dem Schwert entrannen, flüchteten nebst Schaaren anderer Küstenbewohner nach den nahen Sandinseln des adriatischen Meeres, wo sich in der Folge das stolze Venedig aus dürftigen Anfängen erhob. Dann ging der Zug weiter über Verona, Pavia und Mailand; die ganze Poebene wurde mit Raub, Mord und Brand erfüllt; blühende Städte sanken in Trümmer, andere erkauften mit ihren Schätzen ihre Erhaltung. Schon bereitete sich der Gewaltige vor, seine"kriegsvölker nach der ewigen Stadt zu führen, da gelang es einer römischen Gesandtschaft, an deren Spitze der Bischof Leo der Große stand, ihn gegen ein unermeßliches Lösegeld zur Umkehr zu bewegen.
Im folgenden Jahre zog er abermals über den Rhein uach Gallien, mußte sich aber in den Rhonegegenden zum Rückzug wenden. Bald darauf starb er am Morgen nach seiner Vermählung mit der schönen Burgunderin Jldieo eines plötzlichen Todes. Die Leiche des Königs wurde inmitten der pannonischen Ebene feierlich ausgestellt, und der Hunnen braune Horden sangen, die Bahre umkreisend, den Leichengesang des Helden, so ruhmreich im Leben, nnbe-zwinglich im Tode, ein Vater seines Volkes, die Geißel seiner Feinde, der Schrecken des Erdballs. Dann wurden die theuern Reste in
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila Leo_der_Große Leo
Extrahierte Ortsnamen: Europa Pannonien Norditalien Verona Pavia Mailand Rhein Gallien
Dritter Zeitraum. Das Rmische Kaiserreich.
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Strenge, weil sie sich weigerten, den heidnischen Gttern zu opfern. Viele von ihnen wurden im Zirkus den wilden Tieren vorgeworfen. Im brigen war die Regierung dieses Kaisers segensreich. Er begnstigte Knste und Wissenschaften und frderte den Handel durch Anlage einer groen Heerstrae, die die stlichen mit den westlichen Lndern verband; Kanle, ^Brcken, Wege wurden in allen Provinzen in Angriff genommen. In Asien trug er sein siegreiches Schwert bis Indien. Assyrien und Babylonien wurden rmische Provinzen. Unter ihm erhielt das Rmische Reich seine weiteste Ausdehnung. Wie sehr die Zeit-genossen den Segen seiner Regierung schtzten, beweist der Wunsch, den der Senat den sptern Kaisern beim Antritt der Regierung zurief: Sei glcklicher als Augustus, besser als Trajan!"
Auf Trajan folgte dessen angenommener Sohn Hadrian. Dieser vollendete in Deutschland den Limes, einen Grenzwall, der sich von der Mndung der Altmhl in die Donau bis oberhalb Bingen am Rhein erstreckte und das rmische Germanien von dem freien Germanien trennte. Rom und seine Umgebung schmckte er mit herrlichen Bauwerken, von denen sein Grabmal, die jetzige Engelsburg in Rom, noch erhalten ist. Hadrian durchreiste fast alle Provinzen: Gallien, Spanien, Britannien, Afrika, Kleinasien, Syrien, Palstina, berall an-regend und die Verwaltung beaufsichtigend. Ihm folgte fein ange-nommener Sohn Antoninus Pius, ein milder Fürst. Im Gegensatz zu Hadrian blieb er meist in Rom; der die Grenzen Italiens kam er nicht hinaus. Er bestritt die Ausgaben der Hofhaltung aus seinem Privat-vermgen und betrachtete die kaiserliche Stellung wie ein Amt, von dem er Rechenschaft abzulegen habe. Den Stdten lie er selbstndige Ver-waltung. Ihm folgte sein Adoptivsohn Mark Aurel, ein Philosoph und Kriegsheld, eine strenge und ernste Natur. Unter seiner Regierung beginnen die Einflle der Markomannen und Quaden, die in Bhmen, Mhren und sterreich sich angesiedelt hatten und von dort das Reich beunruhigten. Dreimal zog Mark Aurel gegen sie; auf dem dritten Zuge starb er in seinem Lager in Wien.
Diese sogenannten Adoptivkaiser regierten das Reich fast ein Jahr-hundert, von 96 bis 180 n. Chr. Im ganzen war ihre Zeit glcklich.
Handel und Verkehr. Durch die Einfhrung gleicher Mae, Ge-Wichte und Mnzen im ganzen Reiche wurden Handel und Verkehr wesentlich erleichtert. Noch mehr wurden sie befrdert durch die groen Heerstraen, die in der Kaiserzeit angelegt wurden. Art die Hauptstraen schlo sich eine Reihe von Nebenstraen an, wodurch die entferntesten Punkte des Reiches dem Verkehr zugnglich gemacht wurden. Bis in unser Vaterland hinein zogen sich die Rmerstraen. Die Erzeugnisse der Gewerbttigkeit und des Kunstfleies der ganzen damals bekannten Welt strmten in Rom zusammen, und von dort gingen sie weiter.
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